Tag der Lesungen an der IGS
Am Freitag, den 27.10.2017, hatte unsere Schule das seltene Vergnügen, gleich zwei Autorinnen zu Lesungen begrüßen zu dürfen. Insgesamt 130 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10 bis 13 kamen in den Genuss ihres ganz persönlichen Vorlesetags.
Marlene Röder – Kurzgeschichten und ein Krimi
Den Auftakt machte in der zweiten Stunde die mehrfach preisgekrönte Jugendbuchautorin Marlene Röder. Frau Röder wurde 1983 in Mainz geboren und ist dort auch bis zu ihrem elften Lebensjahr aufgewachsen, inzwischen lebt und arbeitet sie aber in Düsseldorf. Nach ihrem Debutroman „Im Fluss“ gelang ihr mit dem Jugendkriminalroman „Zebraland“ im Jahr 2010 ihre bisher erfolgreichste Veröffentlichung, für welche sie auch mehrere Preise erhielt. Es folgte 2011 eine Sammlung von Kurzgeschichten mit dem Titel „Melvin, mein Hund und die russischen Gurken“, die für den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur nominiert wurde. Zuletzt veröffentlichte die Autorin im Jahr 2016 den Jugendroman „Cache“ und erhielt in diesem Jahr den Förderpreis für Literatur der Stadt Düsseldorf.
Frau Röder gab 70 Schülerinnen und Schülern einen höchst interessanten wie intensiven Einblick in ihre Kurzgeschichten und stellte im zweiten Teil der Lesung auf Wunsch der Zuhörer auch noch ihren Krimi „Zebraland“ vor. In ihren Erzählungen, ob Roman oder Kurzgeschichte, geht es häufig um das Existentielle. Ihre Figuren, in der Regel sind das Jugendliche, befinden sich oftmals in Extremsituationen und müssen große Entscheidungen zum ersten Mal treffen, was den Leser zugleich fesselt und tief berührt.
Zwischen den Kurzgeschichten und nach der Vorstellung des Romans gab es viele Gelegenheiten für die Schülerinnen und Schüler, Fragen an die junge Autorin zu stellen, wovon erfreulich viel Gebrauch gemacht wurde. Auf diese Weise erfuhren die Lesungsbesucher nicht nur etwas über Entstehung von Ideen und die höchst unterschiedlich verlaufenden Schreibprozesse an sich, sondern erhielten einen seltenen wie interessanten Einblick in die Zusammenarbeit zwischen Autorin, Lektorat und Verlag. Zum Schluss der Veranstaltung gab es noch die Möglichkeit, sich ein Autogramm der sympathischen Autorin zu sichern.
Zusammenfassend lässt sich diese Lesung als voller Erfolg werten, den wir mit Sicherheit in naher Zukunft wiederholen wollen.
Root Leeb – Don Quijotes Schwester
Den zweiten Teil gestaltete in der fünften und sechsten Stunde Root Leeb, die ihren aktuellen Roman „Don Quijotes Schwester“ vorstellte. Frau Leeb ist nicht nur Schriftstellerin, sondern auch Malerin und Illustratorin, hauptsächlich bekannt wurde Sie durch ihre Illustrationen für die Bücher ihres Mannes Rafik Schami. Bei uns zu Besuch war die Schriftstellerin Root Leeb, die einen fast einstündigen Einblick in ihren Roman gab und dann für Fragen zur Verfügung stand.
Der Roman, in dessen Mitte eine mutige junge Frau namens AnnaRosa steht, die ihren Traum, die Welt zu retten, unbeirrt verfolgt, ist zugleich auch die Geschichte einer Freundschaft, die sich stets wiederkehrend in verrückten Visionen und Aktionen bewährt. Der Roman erzählt auf fantasievolle Weise von einer großen Leidenschaft für das Leben und für Gerechtigkeit.
AnnaRosa tritt mit oftmals skurrilen Aktionen, wie ihr großer literarischer Bruder, für Gerechtigkeit ein und gegen Missstände an, die bisweilen nur von ihr selbst wahrgenommen werden: Die Studentin befreit Schweine, geht eine Scheinehe ein und veranstaltet eine Demonstration mit Kindergartenkindern, stets unterstützt von ihrer Mitbewohnerin und Freundin Kerstin, ihrem Sancho Pansa. AnnaRosa bewegt sich dabei manchmal am Abgrund ihrer Kräfte, strauchelt, stürzt und richtet sich dennoch immer wieder auf. Sie, die die Welt retten will, scheint selbst nicht zu retten zu sein.
Die Lesung vor etwa 60 Oberstufenschülerinnen und -schülern bot einen informativen wie unterhaltsamen Querschnitt des Romans. Insbesondere die erste Aktion AnnaRosas, die noch einen eher naiven Improvisationscharakter hat, ließ das Publikum schmunzeln, da die befreiten Schweine mit ihrer unverhofften Freiheit viel weniger anzufangen wussten, als sich AnnaRosa dies vorab ausgemalt hatte.
Auch Frau Leeb stand im Anschluss noch für Fragen zur Verfügung und verriet unter anderem, dass sie alle Aktionen AnnaRosas frei erfunden hat, so dass man ihr ein gewisses Talent für subversive Guerilla-Aktionen nicht absprechen mag. Wir bedanken uns bei Frau Leeb für die kulturelle Bewusstseins¬erweiterung und die gelungene Lesung, die Lust auf mehr machte.
Sven Jubileum (JBM)