Klassenfahrt der 9f nach Berlin
Unsere Klasse, die 9f, hat dieses Jahr ihre Klassenfahrt nach Berlin gemacht.
Am Montag dem 04.04. sind wir mit dem Reisebus an der Schule losgefahren und sind um 15:00 am Hostel in Berlin Mitte angekommen.
Dort hatten wir kurz Zeit unsere Zimmer zu beziehen, bevor wir mit der U-Bahn zum Brandenburger Tor gefahren sind. Trotz stürmischen Wetters – der Regen kam von allen Seiten – begann die erste unserer vielen Führungen in der Hauptstadt. Zuerst wurde uns einiges über das Brandenburger Tor erzählt und über Max Liebermann, den Maler, der einstmals in einer prächtigen Villa neben dem Brandenburger Tor wohnte.
Von dort aus sind wir zu dem riesigen Holocaustdenkmal in Berlin Mitte gelaufen, dass an alle ermordeten Juden des 2. Weltkriegs erinnert. Wir sind durch das riesige Meer aus Betonblöcken gelaufen.
Die nächste Station war ein öde aussehender Parkplatz, umgeben von DDR-Plattenbauten. Unter diesem scheinbar „normalen“ Parkplatz befand sich früher einmal der Führerbunker, in welchem sich Adolf Hitler 1945 das Leben nahm. Im Regen und mit all dem Grau war die Stimmung ganz passend.
Nach dieser spannenden Führung sind wir so schnell wie möglich wieder zurück ins Hostel gefahren. Für den durchnässten Haufen, der wir waren, war die Aussicht auf ein baldiges Abendessen eine deutliche Gemütsaufheiterung.
Nach einem ausgiebigen Frühstück am nächsten Morgen haben wir einen Spaziergang durch das Nikolaiviertel gemacht. Vorbei an der Museumsinsel, zu den Hackischen Höfen und zum Fernsehturm. Am Fernsehturm ist ein Teil der Klasse hoch auf die Aussichtsplattform des Turms gefahren, auf dem man eine großartige und einmalige Aussicht auf ganz Berlin hat.
Danach sind wir gemeinsam zum Spionagemuseum am Potsdamer Platz gelaufen und haben eine lange Führung durch das Museum bekommen. Es ging um Spionage in der NS-Zeit, Ost- und West- Berlin, die Stasi, im Kalten Krieg, aber auch um Spionage der heutigen Zeit, zum Beispiel im Internet. Mit vielen interaktiven Angeboten konnten wir uns auch selbst testen – Wanzen an Kleidung finden, sich durch einen Laserparcours schlängeln oder herausfinden, ob man selbst als Spion bzw. Spionin geeignet wäre. Bei Letzterem hat die gesamte Klasse eher erbärmlich abgeschnitten – die Lehrer vorne mit dabei.
Am Mittwoch dann kam es gleich zu mehreren Höhepunkten unseres Aufenthalts. Der erste begann früh: Schon um viertel nach acht saßen wir in der U-Bahn auf dem Weg zum Bahnhof Gesundbrunnen. Berlin hat mit seiner bewegten und im letzten Jahrzehnt von Kämpfen geprägten Geschichte viele unterirdische Bauten, ehemalige U-Bahnschächte, Luftschutzbunker usw.… Wir haben einen der ausgebauten Luftschutzbunker in einer Tour namens „Dunkle Welten“ besichtigt. Kalter Stein, Eisenleitern und Schilder wie „Maximal 50 Personen pro Raum“ beherrschten die Szenerie. Zum Glück hatten wir zwei sehr sympathische Führer. In zwei Gruppen aufgeteilt erkundeten wir die Gänge. Am eindrucksvollsten waren dabei eindeutig die Räume, in denen sich die Menschen während eines Bombenalarms aufhielten. Lange, schmale Holzbänke und Eisentüren – während Alarmen waren sie geschlossen und sollte die Luft im Raum knapp werden, gab es keinerlei Auswege. Um zu testen, wie lange der Sauerstoff reichte, zündete man Kerzen an und stellte sie auf verschieden hohe Punkte. Wurde die Luft weniger, gingen sie nacheinander aus – außer auf die Bänke zu steigen und auf Rettung zu hoffen gab es nichts zu tun. Nicht selten kam es vor, dass, als der Alarm vorbei war, ganze Belegschaften an Sauerstoffmangel gestorben waren. Ähnlich erschreckend waren die Geschichten über die Luftschutzwarte, die darüber entschieden, wer noch in den Bunker kam und wer nicht. Sie mussten die Türen schließen. Nach jedem Alarm gingen zuerst ein paar kräftige Menschen hinaus (meist Frauen – so gut wie alle Männer waren im Krieg!) um im Fall der Fälle die Toten vor der Tür zu beseitigen. Im Bunker wurde außerdem noch anderes ausgestellt. Wir konnten uns mit ein wenig Grausen Luftschutzsirenen, alte Bomben und Granaten, Gasmasken und ähnliches ansehen. Die privaten Gegenstände von Gefallenen oder Kofferinhalte von Zivilisten, die in den Bunkern Schutz suchten, waren besonders fesselnd. Was sahen wir da nicht alles: Taschenuhren, Wertpapiere, Fotos… Auch um die Nachkriegszeit ging es. Wir erfuhren zum Beispiel einiges über die „Trümmerfrauen“ und das Schicksal der meisten Bunker. Die Bunker wurden fast alle gesprengt – aus dem Schutt baute man neue Häuser oder schüttete ihn zu Hügeln auf. Mit einer Vorführung der Rohrpostanlage beendeten wir die Führung. Sie hat Eindruck hinterlassen – so nah sind wir der Geschichte beinahe nirgendwo sonst gekommen. An dieser Stelle möchten wir uns herzlich beim Förderverein unserer Schule bedanken, ohne dessen finanzieller Förderung der Besuch in der „Dunkle Welten“-Führung nicht möglich gewesen wäre. Vielen Dank!
An der Bernauer Straße ging es nach einer Mittagspause unterwegs aber schon weiter mit der Geschichte – bloß ein paar Jahrzehnte weiter. An der Bernauer Straße stehen die letzten original erhaltenen Teile der Berliner Mauer. Nicht nur das – auch die Grenzanlage wurde dort nachgebaut. Was genau also der Wachturm und die großen Stahlwände zu bedeuten hatten, erfuhren wir bei der Führung. Es ging um den Todesstreifen, die Menschen, die versuchten aus der DDR zu fliehen, die, die dabei umkamen, aber auch um die Grenzposten und den schlussendlichen Fall der Mauer.
Überhaupt nicht geschichtlich geprägt war dagegen der abendliche Besuch im Kino – und fotografieren durften wir da auch nicht. Das war allerdings auch mal eine schöne Abwechslung. Nach einigen Wegverwirrungen haben wir „Fantastische Tierwesen – Dumbledores Geheimnisse“ gesehen. Anderthalb Stunden lang schwelgten wir in Magie und Spannung und der Gang zurück zum Hostel durch das nächtliche Berlin hat sich vor allem an der Spreebrücke wohl für jeden gelohnt.
Der nächste Tag war dann leider schon unser letzter. Unsere letzte Führung in Berlin an der East Side Gallery war sowohl sportlich als auch gemessen an der Fülle eine letzte Herausforderung. Im Eiltempo, da wenig Zeit, ging es an der mit Kunstwerken verschönerten Mauer entlang. Nach dem Mauerfall wurde dieses Stückchen Mauer gemeinsam von Künstlern aus Ost und West bebildert. Zu (fast) jedem Bild wurde uns die Bedeutung erklärt. Das ging von so geschichtsträchtigen Werken wie dem „Bruderkuss“ oder dem „Trabi der die Mauer durchbricht“ bis zu wunderschönen und wilden Protesten gegen Diktaturen. Ein einzelnes riesiges Kunstwerk und, natürlich, Hintergrund für ein gemeinsames Klassenfoto. Mit abgezogener Maske haben wir alle noch einmal gelächelt und sind mit einer Menge mehr Wissen, Erfahrungen und Einkäufen im Gepäck wieder zurück nach Mainz gefahren.
Nora Kneisel und Lina Marek für die Klasse 9f