Hexenjagd in Bretzenheim - Eine Theaterkritik
„Ich habe Elizabeth Proctor mit dem Teufel gesehen“. Dieser Ausruf hallte am 5. und am 7. Dezember 2017 durch den Raum der Kleinkunstbühne der IGS Bretzenheim. Wie in Trance brachte eine Gruppe von Mädchen der Jahrgangsstufen 11 – 13 diese und weitere Anschuldigungen vor, während sie geschlossen zunächst die Bühne und dann den Raum verließen. Die Stimmung im Raum war gespenstig und bedrohlich. Was war geschehen?
Die Theater AG von Frau König und Frau Omerhodzic führte das Stück Hexenjagd (im Original The Crucible) von Arthur Miller auf, in dem die Hexenverfolgungen des Jahres 1692 aus dem amerikanischen Salem Massachusetts dargestellt wird. Miller hatte das Stück, das 1953 am Broadway uraufgeführt wurde, als Parabel auf die Regierungszeit von Präsident Joseph McCarthy verfasst, die von Anschuldigungen und Verfolgungswahn vor kommunistischen Spionen geprägt war. Dazu griff er auf historische Ereignisse zurück, die sich in der Kolonialgeschichte der USA ereigneten.
In dem Drama vollführt eine Gruppe jugendlicher Mädchen in den Wäldern Massachusetts okkulte Rituale, um sich die Liebe angehimmelter Jungen oder Männer zu sichern. Auf der Bühne war die Kulisse so minimalistisch wie überzeugend gehalten. Abwasserrohre, die von der Decke herunterhingen, stellten den dichten Wald dar, durch den die Darstellerinnen zu lauter Hip-Hop-Musik tanzten und feierten. Was als Spaß beginnt, wird für die Gruppe schnell zur Gefahr, als sie vom Pastor der Gemeinde entdeckt werden und sie zurück nach Salem flüchten müssen. Der Wechsel von Wildnis zu Zivilisation wurde in einer kurzen Umbauphase realisiert. Die meisten der Rohre wurden abgehängt und es blieben nur vier Stück hängen, die das Fundament des Hauses des Pastors symbolisierten. Angeführt von der jungen Abigail Williams, gespielt von Katharina Nippgen aus dem Jahrgang 13, beschuldigt die Gruppe immer mehr Menschen der Hexerei, um ihr eigenes Leben zu retten. Unter den Beschuldigten sind auch Elizabeth (Romy Weidner, Jahrgang 11) und John Proctor (Anton Heinz, Jahrgang 13), ein Bauernpaar, das ein einfaches und moralisches Leben führt. Proctor, der das Verbrechen der Hexerei letztlich nicht auf sich nehmen möchte, um dadurch sein Leben zu retten, wird am Ende des Stücks gehängt. Wieder wandelte sich durch einen schnellen Umbau das Setting und die Stimmung auf der Bühne. Am hinteren Ende hingen noch vier Rohre, an denen Schlingen befestigt waren und die somit zu den Galgen für die Beschuldigten geworden waren.
Der Theatersaal war an beiden Abenden mit jeweils 100 Besuchern komplett gefüllt, die nach der zweieinhalbstündigen Vorstellung begeistert klatschten und die Mitglieder der Theater-AG feierten.
Christoph Reitz